Der Weg zur Stille

Der laute Alltagstrubel verstellt uns die Sicht.  In der Stille bekommen wir den klaren Blick. Der Weg dahin führt durch drei Tore. Eine heilsame Reise, die sich lohnt. Auch bei starkem Schneegestöber.

Meditation lernen Stille Bewusstsein
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Handyläuten, Sprachgewirr, Straßenlärm, 1.000e Gedanken kreisen im Kopf und manchmal alles gleichzeitig. Wir sind aufgewühlt wie eine geschüttelte Schneekugel. Der Hilferuf wird immer lauter: „Wie komme ich aus diesem Gestöber raus? Ich will Ruhe. Wo ist nur die Stille?!“

 

Die Stille ist immer da. Nur hören wir sie nicht. 

 

„Wie bitte?“, keimt vielleicht dein Zweifel auf. Ja, wir hören die Stille nicht, weil wir Menschen so ausgerichtet sind, dass wir unsere Aufmerksamkeit dahin lenken, wo wir „den Finger darauflegen können“. Also auf alles, was „greifbar“ für uns ist. Bei der Schneekugel z. B. beobachten wir die herumtummelnden weißen Flocken und nicht die klare Flüssigkeit, in der sich das Gestöber abspielt. So verhält es sich auch mit der Stille. Sie ist da, wo alles stattfindet, ist aber nicht im herkömmlichen Sinn fassbar.

 

Vielleicht fragst du dich jetzt: „Wie finde ich dann die Stille?“ 

Indem du übst, Schritt für Schritt vom Lärm zurückzutreten. Du begibst dich auf eine heilsame Reise zur inneren Stille, die durch 3 Tore führt. 

 

Für den Einstieg richte dir dabei einen bequemen und kuscheligen Platz ein, wo du ungestört bist. Mit der Zeit kannst du diese Übungen zwischendurch, jederzeit und überall machen.

 

1. Die unbewegte Ruhe

 

Finde eine aufrechte, entspannte Sitzposition, in der du einige Zeit unbewegt verweilen kannst. Bleib mit deiner Aufmerksamkeit ganz nah bei deinem Körper. Scanne ihn von der Zehenspitze bis zum Scheitel durch und gib dabei jede Anspannung ab. Bei jeder Ausatmung ein bisschen mehr. Lass dich von deiner Sitzunterlage tragen. Nimm ganz bewusst die unbewegte Ruhe deines Körpers wahr. Entspanne in dich hinein. Genieße die Geborgenheit in deinem stillen Körper. 

 

2. Die stille Rede

 

Als nächsten Schritt nimm dein „nicht Sprechen“ wahr. Du bist ganz bewusst am Lauschen. Dabei kann das innere Geschwätz und Geschnatter sehr laut werden. Vielleicht bist du verleitet, in den inneren Dialog einzusteigen. Bleib auch hier still. Lauf den Geschichten im Kopf nicht nach, sondern lass sie vorüberziehen wie Wolken im Himmel.

 

Beobachte neugierig die Qualität der stillen Rede. Ich finde es super spannend, einfach zu lauschen und bin immer wieder erstaunt, was sich dabei offenbart.

 

3. Der weite Geist

 

Aus dem aufmerksamen Lauschen heraus richte nun deine Aufmerksamkeit gezielt auf deine Gedanken. Bleib im stillen Beobachtungsmodus. Lass das innere Geplapper einfach zu, ohne es zurückzuweisen oder auszuschmücken. Wenn du ganz genau hinsiehst, wirst du bemerken, dass jeder Gedanke einen Anfang und ein Ende hat. Und dazwischen befindet sich eine Pause. Genau hier zeigt sich die Stille.

 

Der Gedanke kommt aus der Stille und geht in die Stille. Fokussiere deine Aufmerksamkeit auf diese Pausen … auf die Stille. So, als würdest du bei der geschüttelten Schneekugel nur auf den Raum zwischen den Schneeflocken blicken. Das ist vielleicht ungewohnt. Aber dadurch siehst du gewisser Maßen durch das Schneetreiben hindurch. Der Blick fürs Ganze bleibt.

 

Und wenn wir dranbleiben und die Glaskugel stillhalten, verschwindet nach und nach das verwirrende Treiben. Der innere Kern der Schneekugel zeigt sich in seiner ganzen Schönheit.

 

So verhält es sich auch mit unserer Praxis: Je öfter wir innehalten und uns auf den Raum zwischen den Gedanken fokussieren, umso mehr kann unser Geist zur Ruhe kommen. Er wird klar und weit, so wie der grenzenlose, blaue Himmel. Hier offenbart sich die innere Stille und unser wahrer Wesenskern. Und das Schöne: wir können uns jederzeit damit verbinden.

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